Das zweite Pandemie-Jahr geht zu Ende und wir stecken immer noch mittendrin im Kampf gegen Corona. Dabei haben wir uns doch bereits Ende 2020 gesagt: „2021 wird alles besser„. Nun wird über Impfplicht, weitere Kontaktbeschränkungen und sogar 1G diskutiert. Nach dem ersehnten, besseren Jahr klingt das jetzt nicht gerade. Und dennoch stehen wir nun wieder vor einem neuen Jahr. Diesmal 2022 und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Neben Hoffnung auf Besserung ist es wieder die Zeit des Jahres, wo wir uns über unsere Ziele für das kommende Jahr Gedanken machen. Und da wären wir bei den berühmten Neujahrsvorsätzen.
Die Magie der Neujahrsvorsätze
Vorsätze für ein neues Jahr haben etwas magisches. Sie lassen uns träumen und haben den Charakter eines Neuanfangs. Sie erinnern uns kurzzeitig daran, dass wir Menschen nicht für Stillstand gemacht sind, sondern für Wachstum. Sie lassen uns hoffen, dass sich unsere Probleme in Luft auflösen und wir endlich ankommen im Leben. Damit diese Hoffnungen nicht nur unerfüllte Wünsche bleiben, sondern auch zu echten Neujahrsvorsatze werden, bedarf es konkreter Handlungen. Das muss kein minutiös durchstrukturierter Plan sein, aber ein paar Ideen um aktiv zu werden sollten es schon sein. Zudem ist es wichtig, dass hinter jedem Vorsatz ein Ziel steckt, was richtig motiviert. Sonst verpufft dieser Vorsatz meist nach ein paar Wochen wieder.
Ich habe hier 5 Vorschläge für Neujahrsvorsätze zusammen getragen, die für das Jahr 2022 für schwule Menschen lohnenswert sein könnten. Los geht’s:
1. Einen Partner finden
„Gefühlt“ ist die gesamte schwule Community Single. Daher dürfte der Wunsch nach einem festen Partner wohl der Neujahrsvorsatz Nummer 1 für diese Menschen sein. Trotz der Oberflächlichkeit und der Suche nach unverbindlichem Sex, die der Community nachgesagt werden, sehnt sich doch irgendwie jeder Einzelne von uns nach einer tiefen Verbindung zu einem anderen Menschen. Ich denke, dass die Corona-Zeit es deutlich gemacht hat, dass sich viele Menschen einsam fühlen. Da ist der Wunsch nach Nähe, Vertrauen, Sicherheit und Zweisamkeit noch viel größer geworden. Wer es aber bisher nicht geschafft hat den Richtigen für sich zu finden, darf sich zunächst die Frage stellen, warum das so ist. War der Richtige einfach noch nicht dabei oder liegen die Gründe doch woanders und es braucht etwas Selbstreflektion sowie ein anderes Umfeld?
Hier ein paar Ideen für mögliche Handlungsschritte in Verbindung mit diesem Neujahrsvorsatz:
- Herausfinden, wie dein Traumpartner aussieht
- An deinem eigenen Selbstwert und deinem Selbstbewusstsein arbeiten
- Bei einer (seriösen) Partnerbörse anmelden
- Regelmäßig aktiv jemanden dort anschreiben, der dir gefällt
- Lernen Erwartungen loszulassen und dich einfach mal auf jemanden einlassen
2. Den eigenen Körper in Schwung bringen
OK das ist ein Klassiker, der jedes Jahr wieder kommt. Fast jeder hat diesen Vorsatz in einer Art und Weise bei sich auf dem Zettel stehen. Einhalten tun ihn aber die Wenigsten. Warum ist das so? Ich denke es liegt vor allem daran, dass die Motivation dahinter eine falsche ist. In der schwulen Community hat der makellose Körper einen hohen Stellenwert. Fälschlicherweise glauben also viele, dass sie sich einen perfekten Body formen müssen, damit sie von anderen akzeptiert werden. Leider funktioniert das Spiel so nicht. Anerkennung kann sich jeder nur selbst geben und darf nicht von außen kommen oder an Bedingungen geknüpft sein.
Das bedeutet nun aber nicht, dass der Vorsatz, seinen Körper zu formen, unnötig ist. Ein gesunder und fitter Körper, der uns im Alltag Energie liefert und uns lange gesund und beschwerdefrei hält ist sehr wohl ein erstrebenswertes Ziel und daher als Neujahrsvorsatz gut geeignet. Wer es schafft den gesundheitlichen Aspekt als Motivator zu verwenden, dem wird es viel leichter fallen diesen Vorsatz auch einzuhalten. Denn dann spielt es keine Rolle mehr, dieses Ziel so schnell wie möglich zu erreichen, um von anderen bewundert zu werden. Dann kann ganz individuell am eigenen Körper im eigenen Tempo gearbeitet werden.
Mögliche Ideen für Handlungen:
- Intuitives Essen lernen und praktizieren (statt sinnlose, strenge Fitness-Diäten für Profis)
- Einen Sport finden der Spaß macht und nicht einen, der vermeintlich am schnellsten Resultate verspricht
- Einen Buddy finden und sich mit ihm zum gefundenen Sport verabreden
- Sich regelmäßig was gönnen statt sich selbst mit harten Diäten zu geißeln
3. Mehr Zeit mit Freunden und der Familie verbringen
War es vor der Pandemie ein sehr häufiger Vorsatz vieler Menschen, ist es in Zeiten von Lockdowns und Kontaktbeschränkungen umso wichtiger geworden, dass soziale Kontakte gepflegt werden. Corona hat uns alle nachweislich einsamer gemacht. Das merken vor allem jüngere Menschen, die es gewohnt sind viel Zeit mit anderen Menschen zu verbringen. Einigen Menschen fällt es leichter für sich alleine zu sein, anderen dagegen deutlich schwerer. Für uns alle aber gilt: Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir brauchen den sozialen Austausch mit anderen. Auch, wenn man in Zeiten des Internets via Skype, Teams, Zoom, oder Discord virtuell miteinander in Kontakt treten kann, ersetzt das doch nicht dauerhaft den echten physischen Kontakt. Sollte es also die Pandemie zulassen und sich 2022 die Lage endlich beruhigen, ist es ein guter Vorsatz für jeden, sich mehr um seine Freunde und Familie zu kümmern.
Hier wieder ein paar Vorschläge:
- Unter der Woche fixe Tage einplanen und den Feierabend mit Freunden statt mit Überstunden verbringen
- Einmal im Monat die Familie besuchen
- Mehr Sprachnachrichten und Video-Calls verwenden statt nur Textnachrichten austauschen
- Lieber wenige Kontakte pflegen, diese dafür intensiver, als viele Kontakte nur oberflächlich behandeln
- Guten Freunden immer ehrlich sagen, wie es dir wirklich geht
4. Weniger Alkohol trinken
Es ist kein Geheimnis, dass gerade queere Menschen einen teilweise recht hohen Alkoholkonsum haben. Wer jedoch so viel Alkohol trinkt, dass es bereits als Sucht gilt, sollte sich zuallererst professionelle Hilfe holen, anstatt zu versuchen das als guten Vorsatz in den Griff zu bekommen. Es niemals eine Schande sich Hilfe zu suchen. Für diejenigen, deren Alkoholkonsum zwar noch nicht zu besorgniserregend ist, die aber dennoch gerne weniger trinken möchten, dürfen einmal hinter die Gründe ihrer Trinkgewohnheit schauen. Denn Alkohol hat einen Vorteil: Er betäubt kurzzeitig negative Gefühle und lässt die Hemmschwelle sinken. Gesünder wäre es aber, sich mit eben diesen negativen Gefühlen zu beschäftigen anstatt sie zu betäuben. In der Regel fällt es nämlich extrem schwer, weniger zu trinken, wenn Gewohnheiten bereits tief verankert sind. Die Versuchungen oder die Gelegenheiten, in denen dann doch wieder zur Flasche gegriffen wird, ist immens hoch. Langfristig ist das ähnlich wie eine Diät: kaum durchzuhalten. Wer sich aber mit seinen negativen Gefühlen auseinander setzt (z.B. Wertlosigkeitsgefühle), der wird beim Arbeiten damit erstaunt feststellen, dass Alkohol viel weniger wichtig wird, wenn man mit sich selbst klar kommt.
Hier wieder ein paar Handlungsideen:
- Unter der Woche auf Alkohol verzichten (am besten keinen im Haus haben)
- Focusing lernen, um den Körper wieder zu spüren
- Regelmäßig meditieren, um den Geist zu beruhigen
- Einen Coach suchen, der dich dabei unterstützt
- Eine Therapie starten, wenn die Gefühle zu überwältigend sind
5. Weniger Social-Media Konsum
Unsere sogenannte Screentime steigt immer mehr und die Sozialen Medien nehmen dabei einen erheblichen Teil von ein. Bei diesem Vorsatz geht es nicht darum ganz auf Social Media zu verzichten. Es geht vor allem darum die Zeit zu reduzieren, in der man sich die perfekt inszenierten Leben anderer Menschen anschaut und denkt „Wow, der hat ein geiles Leben und ich kriege nix auf die Reihe“. Außerdem reduziert ein hoher Social-Media Konsum dauerhaft unsere Aufmerksamkeitsspanne, wenn wir im Sekundentakt zwischen den verschiedenen Beiträgen wechseln, welche eher die Qualität sinnloser Berieselung von nicht anspruchsvollen Inhalten haben anstelle nachhaltiger Informationsaufnahme. Es ist nichts verwerfliches daran, sich ab und zu die Zeit mit solchen Dingen zu vertreiben, für viele hat der Konsum oder das Jagen nach Likes aber mittlerweile bedenkliche Ausmaße angenommen.
Daher hier ein paar Vorschläge, wie sich dieser Vorsatz umsetzen lässt:
- Social Media ausmisten und nur noch Follows für Leute vergeben, die dich weiter bringen
- Jeden Griff zum Smartphone hinterfragen (ist das jetzt gerade wichtig?)
- Apps verwenden, die dich unterstützen, deine Bildschirmzeit zu reduzieren
- Ein fixes Zeitfenster für den Social-Media Konsum festlegen und einhalten
Fazit
In diesem Artikel habe ich 5 Vorschläge für gute Neujahrsvorsätze gemacht, die vor allem schwulen Menschen helfen können ihre typischen Probleme zu reduzieren. Der Wunsch nach einem Partner ist mit Sicherheit der größte Wunsch aller Singles, aber auch mehr Zeit mit Freunden verbringen, seinen Körper fitter machen, weniger Alkohol trinken oder seinen Social-Media-Konsum zu reduzieren, sind lohnenswerte Vorsätze, die das Jahr 2022 verbessern können. Dabei ist es wichtig, dass hinter jedem Vorsatz eine starke Motivation und vor allem konkrete Handlungen stehen. Ich hoffe du konntest dich auch für ein paar Ideen begeistern.