Deine letzte Trennung ist überwunden und innerlich aufgearbeitet. Klar sagst du dir, das konnte mit ihm gar nicht funktionieren. Erst im Nachhinein fällt dir auf, wie unterschiedlich ihr gewesen seid und dass ihr gar nicht zusammen gepasst habt. Jetzt, wo du das weißt, wird alles anders. Der nächste Typ wird nicht wieder von dieser Sorte sein, denn du weißt ja jetzt, was du nicht willst. Doch ehe du dich versiehst, bist du wieder in einer Beziehung mit jemandem, der dir nicht gut tut. „Wie konnte das denn schon wieder passieren?“ Denkst du dir vielleicht. „Warum gerate ich immer an den Falschen?“
Am Anfang ist die Sicht getrübt
Stellen wir zunächst mal eine andere Frage: „Warum erkenne ich nicht schon am Anfang, dass ein Typ gar nicht zu mir passt?“ Hier spielen Hormone eine große Rolle, die dazu führen, dass du am Anfang verliebt bist. Verliebt sein, also die anfänglichen Schmetterlinge im Bauch, sind ein Hormon-Cocktail deines Körpers, um dich an jemand anderen zu binden, den du weder kennst noch wirklich vertraust. Diese Hormone sorgen nun dafür, dass du deinen potenziellen Beziehungspartner idealisierst und damit auch die möglichen Warnhinweise übersiehst oder sogar als positiv empfindest, nur damit ihr euch näher kommt. Als Beispiel: Du bist eher introvertiert und genießt lieber die Ruhe zu hause, dein neuer Schwarm will aber jedes Wochenende in die Szene? Plötzlich ist es für dich auch eine tolle Idee, am Wochenende weg zu gehen. Im Kopf legst du dir durch Argumente dann zurecht, warum eine 180° Wendung deiner Gewohnheiten plötzlich stimmig ist. („Ich kann ja nicht nur zuhause rumhocken. Ich muss auch mal unter Leute gehen“).
Dass du hier völlig entgegen deiner eigenen Persönlichkeit handelst, bemerkst du am Anfang durch deine Verliebtheitsgefühle leider nicht. Erst wenn diese verschwunden sind, spürst du den enormen Energieaufwand, den du betreiben musst, um diese Beziehung aufrecht zu erhalten. Plötzlich empfindest du die Beziehung als anstrengend. Nun stehst du mit der erneuten Erkenntnis da, dass du dich schon wieder in den Falschen verliebt hast.
Das Beuteschema als Filter
Was du aber schon ganz am Anfang bemerkt hast ist, dass dieser Typ dich irgendwie anzieht oder? Irgendwas hatte er, was deine Aufmerksamkeit erregt hat. Vielleicht die selbstbewusste Art wie er auftritt oder sein Lächeln, welches dich verzaubert hat. Irgendwie sind es auch immer dieselbe Typen, denen du auf der Straße hinterherschaust und die dein Herz schneller schlagen lassen. Alle diese Typen haben eines gemeinsam: Sie entsprechen deinem persönlichen Beuteschema. Jeder Mensch hat ein eigenes Beuteschema und das hat Vorteile. Bei der Masse an unterschiedlichen Menschen, die es auf dieser Welt gibt, wären wir schnell überfordert mit der Partnerwahl, wenn jeder von ihnen in Frage kommen würde. Daher filtern wir anhand bestimmter Kriterien, um uns dann nur mit einem Teil der Menschen beschäftigen zu müssen. Praktisch nicht wahr? Wenn du jetzt aber jedes Mal an den Falschen gerätst, lässt das den Schluss zu, dass deine Filter irgendwie fehlkalibriert sind, oder? Woher kommen eigentlich die Kriterien unseres Beuteschemas?
Wie entsteht das Beuteschema?
Unser Beuteschema ist stark durch unsere Kindheit und unsere Erziehung geprägt. Wir lernen durch unsere Eltern, wie das Muster einer Beziehung aussieht und das prägt uns sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Haben deine Eltern viel gestritten und waren dabei nicht auf Augenhöhe miteinander, hast du z.B. gelernt, dass eine Beziehung anstrengend ist und ausgehalten werden muss. Haben sich deine Eltern getrennt, wirst du eher nach einer Beziehung suchen, die Sicherheit verspricht, damit sich das Drama nicht wiederholt. Wurde dir viel verboten und du musstest viel darauf acht geben wie es deinen Eltern geht, wirst du eher angepasst sein und nach nach Partnern Ausschau halten, der Unabhängigkeit ausstrahlt.
Bekannte Muster und Gegensätze wirken anziehend
Ein weiterer Faktor ist das Streben nach dem Bekannten. Wurdest du von deinen Eltern schlecht behandelt, weil sie dich z.B. geschlagen haben, suchst du dir tendenziell auch eher Typen aus, die dich schlecht behandeln. Was auf den ersten Blick ziemlich pervers klingt, hat eine einfache Erklärung. Wir ziehen das Bekannte dem Unbekannten vor, aus Angst, mit dem Unbekannten nicht zurecht zu kommen. Die Emotion Angst ist der stärkste Treiber in uns. Wenn die Angst vor dem Unbekannten größer ist als die Angst vor der Gewalt, dann wählen wir paradoxerweise die Gewalt. Wenn du also schlecht behandelt wurdest in deiner Kindheit, dann suchst du unbewusst auch nach diesem Muster in deiner Partnerschaft. Zusätzlich entsteht hier der Wunsch, eine eher schlimme Kindheit doch noch zu einem Happy End zu führen, indem du das Drama in deiner Partnerschaft wieder erlebst, nur diesmal mit einem hoffentlich besseren Ausgang.
Außerdem suchen wir uns auch gerne Typen aus, die anders sind als wir. Gegensätze ziehen sich an ist die Devise. Dabei steckt ein unbewusster Wunsch dahinter. Wir entdecken am Gegenüber etwas, was wir bei uns selbst auch gerne hätten, aber nicht ausleben können oder wollen. Ein Beispiel hierfür ist, dass es viele Schwule gibt, die auf deutlich jüngere Männer stehen. Dahinter versteckt sich u.a. der Wunsch, eine gefühlt verpasste Jugend und frühe Erwachsenenzeit doch noch richtig ausleben zu können.
Kann man sein Beuteschema ändern?
Das Wissen über das eigene Beuteschema und dass es mir nicht gut tut, hilft aber nur begrenzt. Schließlich ist es ja so, dass ich mir nicht wirklich aussuche, in wen ich mich verliebe. Es passiert einfach. Und nun? Ewig auf die Falschen setzen und unglücklich werden? Nein, es gibt Möglichkeiten, die helfen, dein Beuteschema zu verändern. Denn am Ende steckt ein erlerntes Muster dahinter, welches du immer wieder unbewusst anwendest. Und weißt du was das Tolle ist? Erlernte Muster kann man auch wieder verlernen, bzw. umlernen. Wie das geht, zeige ich dir in einer kurzen Anleitung.
Anleitung zum neuen Beuteschema
Nimm dir Blatt und Stift zur Hand, denn schriftliche Problemlösungen sind viel effektiver als alles nur im Kopf zu „zer-denken“. Gehe nun zunächst die folgenden Fragen durch:
- Was genau fasziniert mich an den Männern, für die ich mich interessiere?
- Was haben alle diese Männer gemeinsam?
- Was genau tut mir aber nicht gut, wenn ich mit ihnen zusammen bin?
- Wieviel davon kenne ich bereits aus meiner Kindheit?
Wichtig ist, dass du neben den ungünstigen Merkmalen auch die Eigenschaften wahrnimmst, die dir gut tun. Lass dir viel Zeit bei der Beantwortung. Dein Muster hast du dir schließlich über sehr lange Zeit aufgebaut und aufrechterhalten, da darfst du nicht erwarten, dass du es in 5 Minuten wieder ablegen kannst. Spüre bei der Beantwortung der Fragen ganz bewusst in dich hinein. Stelle dir so konkret wie möglich Situationen zu den Fragen vor. Was siehst du? Was hörst du? Welche Gefühle kommen in dir hoch? Schreibe alles auf.
Eine starke Vision erschaffen
Du hast jetzt deine Muster aufgedeckt, nach denen du dir Beziehungspartner aussuchst. Außerdem hast du sortiert, welche dieser Muster gut und welche ungünstig für dich sind. Nun geht es darum, dieses Muster zu verändern. Nimm auch hier wieder Stift und Papier zur Hand und beantworte nun die folgenden Fragen:
- Welche Werte sind mir wichtig? (z.B. Freiheit, Sicherheit, Treue, Verständnis, Liebe, Geborgenheut, Abenteuer, …)
- Wie möchte ich geliebt werden?
- Wie möchte ich jemand anderes lieben?
- Wie sieht der Perfekte Tag in meiner Traum-Beziehung aus?
Hier erschaffst du dir also eine starke Vision deiner optimalen Beziehung. Deine persönlichen Werte sind wichtig, denn dein Partner sollte möglichst viele dieser Werte teilen, damit ein solides Fundament in der Beziehung entsteht. Es gilt also die Devise Gleich und Gleich gesellt sich gern. Wie du geliebt werden möchtest beantwortet für dich die Frage, wie du gerne von deinem Partner behandelt werden möchtest. Da Beziehung ein Geben und Nehmen ist, darfst du dir aber auch Gedanken darüber machen, wie du deinen Partner gerne behandeln möchtest. Mit der vierten Frage prüfst du deine Vorstellungen auf Alltagstauglichkeit. Nimm dich hier aber nicht zurück, sondern erzeuge die Vorstellung eines für dich perfekten Tages und lass all deine Fantasie dort einfließen. Je ausführlicher und ausgeschmückter, desto besser. Verknüpfe diese Vorstellungen mit starken Bildern und Gefühlen, damit sie eine große Anziehung auf dich haben. Lies dir deine Antworten immer wieder in Ruhe durch, damit sie sich langsam in dein Unterbewusst sein einschleifen.
Zusammenfassung
Wenn du immer wieder an Typen gerätst, die dir nicht gut tun, dann hast du mit hoher Wahrscheinlichkeit ungünstige Muster entwickelt, nach denen du deine Partner aussuchst. Dieses Beuteschema kommt aus der Kindheit, da unsere Eltern sowie der soziale Einfluss dieser Zeit als Vorbild dienen und uns prägen. Unsere Partnerwahl zeigt uns auch Sehnsüchte von Dingen, die wir gerne selbst hätten, aber unterdrücken. Zudem sucht unser Gehirn lieber Partner, mit denen wir Situationen erleben können, die uns bekannt sind, auch wenn diese schädlich sind. Unser Sicherheitsbedürfnis nimmt lieber den Schmerz des Bekannten, als den potenziellen Schmerz des Unbekannten. Durch Aufdeckung dieser Muster und gezielter Neuausrichtung kannst du dein Beuteschema allerdings ändern.
Wenn deine Vision stark genug ist, dann ziehst du automatisch auch die richtigen Typen in dein Leben. Denn du nimmst nun eher diejenigen wahr, die wirklich zu dir passen. Nun darfst du erstaunt sein und genießen, wie sich dein Leben langsam ändert, bis du endlich an den Richtigen gerätst.